Eine anhaltend hohe Nachfrage nach Ratenkrediten vermeldet die renommierte Auskunftsdatei SCHUFA, die Banken Informationen über die Bonität von Antragstellern liefert. Im Jahr 2018 gab es in Deutschland 18,4 Millionen Ratenkredite. Anhaltend groß ist die Nachfrage nach Baufinanzierung. Einer der Gründe dafür sind sicher die seit vielen Jahren niedrigen Kreditzinsen, die nach der Wirtschafts- und Bankenkrise von 2007 bis 2009 rapide gesunken sind. Einer im Juni 2020 durchgeführten Studie des Finanzdienstleister Europace zufolge betragen die Zinsen bei einer Bindung von 10 Jahren aktuell 1,1 Prozent, bei einer doppelt so langen Bindung sind es gerade einmal um 0,4 Prozentpunkte mehr. Beim überwiegenden der für Wohnraum gewidmeten Kredite handelt es sich um Annuitätendarlehen.

Die wesentlichen Merkmale sind:

  • Über die ganze Laufzeit bleiben die Raten konstant
  • Sie bestehen aus einem Zins- und einem Tilgungsanteil
  • Das Verhältnis zwischen Zinsen und Tilgung verschiebt sich im Laufe der Zeit zugunsten der Tilgung
  • Geringes Risiko
  • Gute Planbarkeit für den Kreditnehmer
  • Fixzinssatz gibt Sicherheit

Über zwei Jahrzehnte laufen mitunter Annuitätenkredite, wenn es um eine hohe Kreditsumme geht. Einen Fixzinssatz gewähren Banken jedoch nur auf 5 bis 10 Jahren, in seltenen Fällen auch länger. Nach Ablauf gilt es mit der Bank eine neue Vereinbarung zu treffen oder sich um eine alternative Anschlussfinanzierung umzusehen.

Was ist eine Anschlussfinanzierung?

In den meisten Fällen endet die Vereinbarung über einen Fixzinssatz nicht gleichzeitig mit dem Kreditvertrag. Verbraucher sind meist überrascht, wenn Sie vorab nicht mit einem Baufinanzierung Vergleich die günstigste Bank mit der längsten Zinsfestschreibung gefunden haben. Meistens gelten die Konditionen 10 oder 15 Jahre, danach wird neu verhandelt. Den Restbetrag können Sie entweder über die Hausbank oder ein anderes Geldinstitut finanzieren. Zwar ist die ursprünglich vereinbarte Laufzeit für beide Seiten bindend, jedoch haben Kreditnehmer nach 10 Jahren ein Sonderkündigungsrecht. Entscheidet man sich für eine Umschuldung, kommt eine sechswöchige Kündigungsfrist zum Tragen. Allerdings beginnt diese erst nach dem Ablauf der 10 Jahre, somit steht ein Wechsel frühestens 10,5 Jahre nach dem Abschluss an. Wichtig ist den Restbetrag innerhalb von 14 Tagen nach Ablauf dieser Frist zu überweisen, sonst verlängert sich der Vertrag automatisch. Drei Monate vor Ablauf der Zinsbindung informiert die Bank ihren Kunden darüber und stellt ein neues Angebot. Es zahlt sich aus, dieses nicht vorschnell anzunehmen, sondern sich nach Alternativen umzusehen. Schon wenn die Zinsen bei einer anderen Bank um 0,1 Prozent niedriger sind, zahlt sich ein Wechsel aus. Spekulieren Kreditnehmer mit einer Umschuldung lohnt es sich schon über mehrere Jahre die aktuelle Zinsentwicklung zu beobachten.

Was versteht man unter Prolongation?

Sollten sich keine günstigeren Konditionen ergeben und der Kreditvertrag bei der ursprünglichen Bank verlängert werden, spricht man von Prolongation. Geeignet ist sie für Kreditnehmer, die bei ihrer Bank bleiben möchten. Der Vorteil dabei ist, dass Sie die für Sie zuständigen Mitarbeiter der Bank bereits kennen. Außerdem spart man sich die Suche nach einem neuen Anbieter und somit Zeit. Bei der Prolongation ist der Verwaltungsaufwand gering und diese Option lässt sich kurzfristig abschließen.

Eine Umschuldung hilft beim Sparen

Eine Umschuldung bietet großes Sparpotential, weil die Kreditinstitute trotz vieler Gemeinsamkeiten unterschiedliche Konditionen bieten. Diese Option lohnt sich zum Beispiel, wenn sich die finanzielle Lage seit Abschluss des Kredits geändert hat. In einem neuen Vertrag für ein Annuitätendarlehen können höhere Raten festgelegt werden, wodurch sich die Laufzeit verkürzt. Bevor es zu einer Umschuldung kommt macht es Sinn möglichst viele Angebote zu vergleichen. Im Zuge der Suche lohnt es sich die Vertragsbedingungen vor der Unterzeichnung genau unter die Lupe zu nehmen. Einer der relevanten Punkte betrifft eine vorzeitige Rückzahlung. Eine Umschuldung ist mit einigem Aufwand verbunden außerdem sollte man sich dafür Zeit nehmen. Kurzfristige Umschuldungen sind schwer durchzuführen, Experten Raten aus diesem Grund zu einer Vorlaufzeit von mindestens 6 Monaten.

Forward Darlehen als Option für Risikofreudige

Bei einem Annuitätendarlehen mit langer Laufzeit gibt es die Möglichkeit, fünf Jahre im Voraus ein Forward Darlehen abzuschließen. Diese Option gewähren Banken bis zu einem Jahr vor Ende der Fixzinsvereinbarung. Mit einem Forward Darlehen sichern sich Kreditnehmer günstige Konditionen. Beim aktuell niedrigen Zinssatz von 1,1 Prozent für Annuitätendarlehen mit einer Bindung auf 10 Jahre lohnt sich ein Forward Darlehen für alle, die einen Kredit mit höheren Zinsen laufen haben. Bis der neue Zinssatz angewendet wird, müssen sie jedoch bis zum Ende der ursprünglich vereinbarten Laufzeit warten. Somit gehen sie mit einem Forward Darlehen ein gewisses Risiko ein. Mit der Möglichkeit, sich für künftige Rückzahlungen günstige Zinsen zu sichern ist bei manchen Preisen ein Zinsaufschlag verbunden.

Anschlussfinanzierung: Nach der Zinsbindung geht es weiter